„Zwischen mir und dem Nichts steht nur mein Erfolg“
Diskussionsabend über Burnout

Auch Propheten leiden am Burnout-Syndrom. Nach einer Serie von Wundern im Namen des Herrn und im Angesicht einer befürchteten Niederlage befiel Elias tiefe Verzweiflung und er sprach: „Nun ist es genug Herr. Nimm mein Leben; denn ich bin nicht besser als meine Väter." Dann sank der Prophet ermattet unter einem Ginsterstrauch nieder und schlief ein. „Alles was Burnout ausmacht, findet sich in diesem Zitat aus dem Alten Testament", erklärte Prof. Dr. med. Walter Möbius bei seinem Vortrag im Bonner Münster Carré.

„Es geht immer um bedrohte Sinnkonstruktionen." Der ehemalige Chefarzt der Inneren Abteilung des Johanniterkrankenhauses war einer der Referenten des Diskussionsabends „Gesundes Führen - ein ideales Mittel gegen Burnout?" Eingeladen zu der Veranstaltung hatten der BKU, die Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg (IHK), die Gemeinschaft Katholischer Soldaten (GKS) sowie die Eudaimon GmbH.

Steigende Fallzahlen

Rund 160 Gäste waren in den Gangolf-Saal gekommen. Der Andrang zeigt, dass es in der Gesellschaft ein großes Informationsbedürfnis zum Thema Burnout gibt. „Während bei den meisten Krankheiten die Fallzahlen eher sinken oder stagnieren, steigen sie beim Burnout seit 1976 stetig an", erläuterte der Psychologe Thomas Artmann, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens „Eudaimon GmbH". Seine Erklärung für diesen Trend: Gesellschaftliche Werte und ethisch-moralische Sinnkonstruktionen seien als Lebensmodelle abgelöst worden durch ein reines Leistungsdenken. „Zwischen mir und dem Nichts steht nur mein Erfolg", diesen Satz höre er oft von seinen Patienten, berichtete der Psychotherapeut.

Das Burnout-Syndrom (engl. Ausgebranntsein) kann sich auf vielfältige Weise äußern. Mögliche körperliche Anzeichen seien beständige Müdigkeit und Erschöpfungszustände, Schlafstörungen, Schwächungen des Immunsystems, Kopfschmerzen und Herzrhythmusstörungen, erläuterte Möbius. Wichtig sei eine sorgfältige Differentialdiagnose, da jedes der Symptome auch auf andere Erkrankungen hinweisen könne. „Burnout darf nicht mit Stress gleichgesetzt werden", sagte Artmann. „Ein Zustand totaler Erschöpfung entsteht durch dauerhaftes Scheitern." Ursachen des Scheiterns könnten zu hoch gesteckte Ziele sein, Kompetenz- oder Ressourcenmängel.

Partnerschaftlich Führen

Der Psychologe erläuterte, dass die Wahrscheinlichkeit eines Burnouts von Mitarbeitern eng verknüpft ist mit der Kultur, die in einem Unternehmen herrscht. „Der Führungsstil hat einen viel größeren Einfluss als der Stress", stellte Artmann klar. Entscheidend bei der Vorbeugung gegen chronische Erschöpfung sei „gesundes Führen". Möbius trug Ergebnisse einer Befragung von Mitarbeitern eines großen Konzerns vor und legte dar, wie sich diese eine positive Unternehmenskultur vorstellen. Zentral seien „partnerschaftliches Führen" und die Anerkennung der Mitarbeiter als Fachleute. „Wenn sie ihre strukturellen Freiheiten nutzen können und ihre Arbeit eine Wertschätzung durch die Führung erhält, lassen sich krankheitsbedingte Fehlzeiten im Betrieb reduzieren", sagte Möbius.

Dass gute Mitarbeiterführung eine Vorbeugung gegen Burnout ist, bestätigte auch Georg Habenicht. Der Diplom-Ingenieur ist Leiter der Abteilung „Change Management & Internal Surveys" der Deutschen Telekom AG. Im vergangenen Jahr startete der Konzern eine groß angelegte, interne Befragung, in der es unter anderem um den Zusammenhang zwischen Betriebsklima und Gesundheit ging. Als Kernfaktoren, die die Gesundheit beeinflussen, seien Arbeitsintensität, Anerkennung, Teamqualität und soziale Unterstützung identifiziert worden, berichtete der Telekom-Manager: „All das sind im Wesentlichen Führungsaufgaben."

Rund 160 Gäste kamen zu der Veranstaltung im Bonner Münster-Carré.

Rainer Speich, Inhaber der Sportpark Ennert KG, sprach über seine Erfahrungen als Bewegungstherapeut, der schon für verschiedene Firmen Fitnessprogramme konzipiert hat. Diese hätten neben den positiven Auswirkungen auf die Gesundheit der Mitarbeiter auch den Effekt, dass sich die Unternehmenskultur deutlich verbessere, meinte Speich.
Risse in der Seele

Über psychische Belastungen im „Unternehmen Bundeswehr" informierte Brigadegeneral Christof Munzlinger. Der Heeresoffizier ist seit November 2010 Beauftragter des Verteidigungsministers für posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS). „Bis 1989 waren wir wie Schauspieler, die permanent geübt haben, aber nie eine Aufführung hatten", erinnerte sich Munzlinger. Kurz darauf habe sich die Welt total geändert. „Plötzlich waren wir auf dem Balkan und in Afghanistan." Die Bundeswehr habe sich zu einer Einsatzarmee gewandelt, in der Tod und Verwundung zum Alltag der Truppe gehöre.

Verletzungen und Verstümmelungen seien sichtbare Zeichen einer körperlichen Verwundung. „Aber es gibt nichts, was einen Riss in der Seele zeigen kann." Dieser werde häufig erst sehr viel später sichtbar, wenn sich der Betroffene verändere und kein unmittelbarer Zusammenhang mit dem traumatisierenden Ereignis mehr herzustellen sei. „Einen Panzer gegen PTBS können wir nicht aufbauen. Umso wichtiger ist die Anerkennung in der Friedensgesellschaft", unterstrich der General.

Zwischen Friedens- und Kriegsgesellschaft klafft eine tiefe Kluft, auch wenn beide mitunter nahe beieinander liegen, wie Munzlinger an einem Beispiel illustrierte. „Vom zivilen Teil des Flughafens Köln-Wahn heben Urlauber in ihre wohlverdienten Ferien auf Mallorca ab. Vom Terminal daneben fliegen junge Soldaten in den Einsatz nach Afghanistan."

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