Religion im Unternehmen?
Kann Religion Unternehmen Hilfestellung bei unternehmerischen Entscheidungen bieten? Das Großkundencenter München war Gastgeber einer kontrovers geführten Diskussionsveranstaltung der Diözesangruppe München und Freising des Bund Katholischer Unternehmer (BKU) und des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer (AEU). Nach der Begrüßung durch Gastgeber Michael Stark, Niederlassungsleiter Großkunden Süd, erwarteten die anwesenden Gäste und Unternehmer einen regen Schlagabtausch zwischen katholischen, evangelischen und Atheistischen Rednern.
Zu Beginn der Podiumsdiskussion ging der Jurist Paul Melot de Beauregard auf arbeitsrechtliche Aspekte von Religion ein. Er erklärte, dass das Grundgesetzt die Religionsfreiheit jedes Einzelnen garantiere, es aber ansonsten keinerlei rechtliche Anspruchsgrundlagen für die Ausübung religiöser Praxis in Unternehmen gebe.
Hat Religion einen positiven Einfluss auf die Wirtschaft?
Der Theologe und Buchautor Heinz-Joachim Fischer berichtet seit 1978 für die FAZ aus dem Vatikan. Er stellte die positiven Einflüsse des Christentums heraus, nicht nur auf Kunst und Kultur, sondern auch auf die Wirtschaft. Die christlichen Werte gäben nicht nur Menschen, sondern auch Unternehmen Orientierung. Gewinnmaximierung bleibe das Ziel jeder Firma, das werde durch das Christentum nicht in Frage gestellt. Im Gegenteil, bei der Besinnung und Berücksichtigung christlich-ethischer Aspekte hätte man Gewinne sichern und Verluste durch Strafzahlungen oder riskante Geschäfte vermeiden können.
….. oder hat Religion gar keinen Einfluss?
Dem wiedersprach sein Kontrahent auf der Bühne, der Kulturveranstalter Michael Wladarsch, vehement. Der studierte Psychologe und Philosoph ist Desinger, Kunstschaffender und Aktivist und hat mit Gleichgesinnten einen Verein für Geistesfreiheit gegründet. Als bekennender Atheist bestreitet er jeglichen Sinn der Religion für die Gesellschaft und besonders die Wirtschaft. Die Vernunft reiche für gute Unternehmensführung aus. Gerade die Kirche habe ja bin in die Gegenwart kein gutes Beispiel für moralisches Handeln abgegeben.
Kontroverse Diskussion
Der evangelische Pfarrer Peter Lysy führte durch das Gespräch. Die gegensätzlichen Positionen der Gastredner sorgten für eine lebhafte Diskussion, die die Teilnehmer auch später noch in bilateralen Gesprächen bei einem Umtrunk fortführten. Die Beiträge des Publikums zeigten, dass keine der anwesenden Firmen sich religiös positioniert; selbst ein Getränkehersteller in Besitz eines katholischen Ordens bevormundet die Belegschaft keinesfalls religiös, sondern verhält sich neutral. Anderseits böten Religionen wie Christentum, Islam, Judentum und auch Buddhismus einen reichen Fundus an gemeinsamen Werten, die Bausteine für einen Unternehmensethik seien, so die Gäste. Die Teilnehmer waren sich einig: Das war ein gelungener Austausch zu einem polarisierenden Thema.
Text: Sabine Hombach