Jahrestagung des Jungen BKU: Verantwortliches Unternehmertum, Nachfolge, China und Eye-Tracking

Jahrestagung des Jungen BKU: Verantwortliches Unternehmertum, Nachfolge, China und Eye-Tracking

Die Jahrestagung des Jungen BKU glänzte mit ihrer schieren Bandbreite an Referenten und Podien zu christlichem Unternehmertum, Nachfolge, Führungskultur und unternehmerischem Erfolg. Highlights waren zudem Exkurse über Chinas Handelspolitik und KI-gestütztes Eye-Tracking.

Nach dem Festabend „75 Jahre BKU“ am Vorabend hatte die Jahrestagung des Jungen BKU in Berlin große Fußstapfen auszufüllen.

Ganz im Sinne des BKU-Jahresthemas 2024, „Verantwortliches Unternehmertum als Weg aus der Krise“, standen am Samstag, dem 4. Mai, im Dietrich-Bonhoeffer-Haus der Erfahrungsaustausch zwischen Unternehmergenerationen und christliches Unternehmertum im Vordergrund.

Bereits der Festabend am Tag zuvor in der Katholischen Akademie hatte Anlass für intergenerationalen Austausch geboten, wie der BKU-Bundesvorsitzende Dr. Martin Nebeling in seinem Grußwort betonte: „Ich habe gespürt, dass da viele gute und junge Ideen dabei sind.“ Als Vorsitzende des Jungen BKU war Lioba Müller im Laufe der Tagung, beginnend mit ihrem Grußwort, immer wieder präsent.

Aber auch Richard Schütze, Vorsitzender der BKU-Diözesangruppe Berlin-Brandenburg gestaltete die Jahrestagung entscheidend mit. In seinem Grußwort stellte Schütze die grundsätzlichen Fragen nach dem christlichen Menschenbild, den letzten Dingen und Werten – und referierte launig über Berlin.

Ritzenhoff: „Ignoranz gegenüber der Wirklichkeit ist ein wesentliches Problem!“

Die Impulsvorträge des Tages eröffnete Dr. Andreas Ritzenhoff, mittelständischer Unternehmer und BKU-Mitglied, mit klaren Worten über den fehlenden Realitätssinn in Deutschland. „Die Ignoranz gegenüber der Wirklichkeit ist ein wesentliches Problem unserer Gesellschaft und Politik“, so Ritzenhoff.

Als gelernter Arzt betonte Ritzenhoff den Wert politischer Diagnostik. „In sich“ hatten es dabei nicht nur seine treffenden Diagnosen mit Blick auf unkontrollierte Zuwanderung und ihre Folgen, die jahrzehntelang versäumte militärische Aufrüstung und das Selbstbestimmungsgesetz.

China, so Ritzenhoff, sei nicht nur – wie die Grünen und auch die CDU es formulieren würden – ein „Systemrivale“, sondern halte sich auch nicht an die Regeln der Sozialen Marktwirtschaft. Unter Bezugnahme auf Ludwig Erhard betonte Ritzenhoff, dass Regierungen sich nicht in den Wettbewerb einzumischen hätten.

Während in Deutschland Unternehmensgründung aufgrund sich zunehmend verschlechternder Standortbedingungen hochriskant sei, investiere China aber gezielt in seine Unternehmer, um westliche Konkurrenten mithilfe von Billigpreisen auszubooten und seine politische Dominanz wirtschaftlich auszubauen.

Nicht nur hätten Politik und Wirtschaft in Deutschland zu lange davor die Augen verschlossen und stattdessen von „Reziprozität“ geträumt – und so zahlreiche Arbeitsplätze nachhaltig gefährdet. Auch heute reagiere die deutsche Bundesregierung nach wie vor nicht auf die chinesische Wirtschaftsexpansion in Deutschland, warnte Ritzenhoff. Hier träfe harte geoökonomische Strategie auf unbedarftes Verwaltungsdenken.

Bei der düsteren Diagnose blieb es aber nicht, lieferte Ritzenhoff den nötigen Behandlungsansatz doch immerhin gleich mit: „Nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern anpacken“ – und zwar mit der christlichen Tugend der realitätsbewussten Klugheit und aus der lebenswichtigen Kraft der Tradition und des Glaubens heraus.

Warum werden Startups staatlich gefördert – Nachfolge aber nicht?

Passenderweise lenkte Dr. Michael Gude, BKU-Vorstandsmitglied und Technologieunternehmer, in seinem Redebeitrag die Aufmerksamkeit auf die mangelnde Beachtung der Nachfolge in der Unternehmensführung.

Anstatt einen geeigneten Nachfolger zu suchen, würden viele Unternehmer heute ihre Firmen eher verkaufen.

Einen Grund dafür nannte Gude sogleich: Durch die hohe Steuerlast würde die – ohnehin nicht leichte – Suche nach Nachfolge in der Unternehmensführung zusätzlich erschwert.

Gleichzeitig würden zwar Startups in Deutschland durch Venture Capital-Gesellschaften und politische Initiativen gefördert, das Prinzip der Nachfolge hingegen nicht.

Doch auch Gude übte nicht nur Kritik, sondern präsentierte seinen Zuhörern aus dem Jungen BKU auch spannende Perspektiven. So betonte er, dass ein nachhaltig erfolgreiches Startup in Deutschland zu gründen, sehr schwäre wäre, während Nachfolge in Familienunternehmen die Chance böte, an einem bereits aufgebauten Erfolgsmodell weiterzuarbeiten.

Generell redete Gude den jungen Unternehmern im Dietrich-Bonhoeffer-Haus jedoch ins Gewissen, sich nicht in einer guten beruflichen Position auszuruhen, sondern in Nachfolge oder Gründung zu brillieren – und den deutschen Wohlstand so entgegen dem gegenwärtigen Abwärtstrend zu erhalten.

Dekorsi: „Das Land braucht christliche Führungskräfte!“

Ins Gespräch kamen Ritzenhoff und Gude nach ihren Vorträgen in einem gemeinsamen Podium mit Dr. Jonas Müller, BKU-Mitglied und jünge Führungskraft, und Moderator David Dekorsi, Vorstandsmitglied beim Kongress Christlicher Führungskräfte (KCF).

Neben den vielen, nicht zuletzt politisch gemachten, Problemen, mit denen sich deutsche Unternehmer heute konfrontiert sehen, ging es dabei vor allem um Werte und Realitäten christlichen Unternehmertums.

Jeder der Podiumsteilnehmer demonstrierte auf seine Weise, wie christliche Werte in der unternehmerischen Praxis gelebt werden können: Angefangen vom Rekurs auf christliche Tugenden in Reden vor der Belegschaft (Ritzenhoff) bis hin zu Empathie und Hilfsbereitschaft gegenüber Mitarbeitern, die erkranken oder in Lebenskrisen geraten (Gude).

Als Stütze in der Unternehmensführung hob Ritzenhoff die Gewissheit der alten Losung hervor, dass man nicht tiefer fallen könne als in Gottes Hand. Diese harmoniere mit seinem Anspruch, Krisen nach Möglichkeit in Chancen zu verwandeln.

Müller akzentuierte vor allem Weitsicht und Optimismus als wichtigen Wert christlichen Unternehmertums. Besonders Familienunternehmen verfolgten den richtigen Ansatz, zumal sie nicht kurzfristigen Erfolg, sondern langfristige Schöpfung von Wert und Arbeitsplätzen priorisierten.

Gude betonte zudem, dass gläubige Mitarbeiter sich oft durch ein besonderes Gemeinschaftsgefühl auszeichnen würden. Passend dazu zog Dekorsi ein positives Fazit der Podiumsdiskussion: „Das Land braucht christliche Führungskräfte!“

Mertens Erfolgsrezept: „Geht nicht, gibt’s nicht – bleiben Sie unzufrieden!“

Zeugnis eines dynamischen unternehmerischen Aufstiegs gab Maximilian Mertens, ebenfalls Mitglied im BKU-Bundesvorstand und Geschäftsführer der DIWA Gruppe.

Vom weißen Blatt Papier hin zur prämierten und expansiv wachsenden Unternehmensgruppe mit über 100 Mitarbeitern – Mertens hat die Entwicklung der DIWA Gruppe von Stunde null an begleitet.

Diesen Erfolg hätte er aber – zumindest so früh in seinem Leben – kaum ohne die Opferbereitschaft verzeichnen können, parallel zum Abitur Vollzeit zu arbeiten und auf hedonistisches Oberstufendasein zu verzichten.

Mertens Einblick in seine eigene berufliche Laufbahn verdeutlichte, dass unternehmerischer Erfolg zwar erarbeitet werden muss, aber prinzipiell auch erarbeitet werden kann – selbst wenn einem das nötige Kapital nicht mit in die Wiege gelegt wurde.

An den Jungen BKU appellierte Mertens, niemals den Hunger nach Erfolg zu verlieren, sich nicht auf Erreichtem auszuruhen und mehr zu handeln, statt nur zu reden: „Geht nicht, gibt’s nicht – bleiben Sie unzufrieden!“

Unternehmergespräch über Chemieindustrie und Familienunternehmen

Das letzte Podium der Jahrestagung des Jungen BKU im Dietrich-Bonhoeffer-Haus gestaltete als Moderator Richard Schütze. Der Vorsitzende der BKU-Diözesangruppe Berlin-Brandenburg hatte zu einem einsichtsreichen Unternehmergespräch eingeladen.

Norbert Theihs vom Verband der Chemischen Industrie (VCI) etwa erzählte von der politischen Arbeit seines Verbandes. Der VCI bringe sich immer wieder in den öffentlichen Diskurs ein, um seinen Mitgliedern politisch den Weg zum unternehmerischen Erfolg zu ebnen.

Renate Brune, Geschäftsführerin der Brune Immobilien Gruppe, berichtete von der erfolgreichen Entwicklung von Projekten in strukturschwachen Regionen sowie den Herausforderungen und Chancen, die Personalarbeit und Nachfolge in Familienunternehmen mit sich bringt.

Brunes Rezept für Nachfolge: den Nachwuchs früh in den Unternehmensalltag einzubinden, um seine Talente zu erkennen – sei es auch nur auf Betriebsfeiern.

Gregor Strauch, Head of Public and Government Affairs bei Boehringer Ingelheim, gab den Tagungsteilnehmern einen spannenden Einblick in die Arbeit und die Werte des traditionsreichen Familien-Pharmaunternehmens.

Er betonte unter anderem den Wert langfristiger und nachhaltiger Mitarbeiterbindung: „Das Soziale rechnet sich unternehmerisch!“

Mit einem für Unternehmer unbedingt richtungsweisenden Ausspruch von Papst Johannes Paul II beschloss Schütze das gelungene letzte Podium der Jahrestagung des Jungen BKU: „Es gibt keinen Menschen unter Gottes Sonne, von dem ich nicht täglich etwas lernen könnte.“

Zwischen Eye-Tracking, chinesischen Marienstatuen und Berliner Märtyrern

Vor dem geselligen Ausklang der Jahrestagung ging es für die Mitglieder des Jungen BKU dann aber noch in den Sitz des Berliner Unternehmens eye square.

Die in einem gründerzeitlichen Bau im Wrangelkiez angesiedelte Firma hat unter anderem eine katholische geprägte Organisationskultur, psychologisch orientierte Marktforschung und bewussten Umgang mit KI-Technologien zu bieten.

Im Mittelpunkt des Marktforschungsansatzes von eye square steht das namensgebende Eye-Tracking, mittels dessen die menschliche Erfahrung von beispielsweise Marken, Online-Shops oder Werbung für einen breit gefächerten und internationalen Kundestamm erforscht wird.

Von diesem Ansatz durften sich die Teilnehmer der Jahrestagung des Jungen BKU – theoretisch wie praktisch – überzeugen lassen.

Gemeinsam mit seinen Mitstreitern verdeutlichte eye square CEO Michael Schiessl, Mitglied und aktiver Unterstützer des BKU, wie theologisches Denken und gelebte Glaubenspraxis moderne Marktforschung und die Unternehmenskultur bereichern können.

Die Mitglieder des Jungen BKU erlebten dabei nicht nur einen eindrucksvollen Einblick in die Welt der technologischen Blickerfassung und ihrer Anwendungen, sondern auch eine Tour durch die vielen spannenden Kunstwerke des Hauses.

Egal ob eine chinesische Marienplastik, Bildnisse Berliner Märtyrer, Gemälde zeitgenössischer katholischer Künstler oder moderne Kunstinstallationen – bei eye square dreht sich nicht nur alles ums Auge, sondern auch dem Auge selbst wird einiges geboten.

Auch die Ethik kam dabei nicht zu kurz: Aus der Data Science-Abteilung des über 100 Mitarbeiter zählenden Unternehmens erwartete die Besucher vom Jungen BKU ein faszinierender Impuls von Daniel Döringer über ethisch abgesichertes, KI-gestütztes Eye-Tracking.

Es gehört zum besonderen Ansatz des Marktforschungsunternehmens, dass es dabei nicht im luftleeren Raum agiert, sondern unter anderem aus den Gedanken des Heiligen Kirchenlehrers Thomas von Aquin schöpft.

Mit der Fakultätenlehre des Aquinaten gilt für die Datenforscher im Unternehmen: Intellekt ist mehr als nur Erinnerungs- und Rechenarbeiten – und KI daher nicht intellektuell und erst recht nicht als Abbild Gottes geschaffen, wie es beim Menschen der Fall ist.

Junger BKU wurde mit Jahrestagung seinem Auftrag gerecht

Damit schloss sich nicht nur der Kreis des BKU-Veranstaltungsfrühlings von der KI-Frühjahrstagung über den Festabend bis hin zur Jahrestagung des Jungen BKU.

Auch wurde die Jahrestagung des Jungen BKU mit ihrer schieren Bandbreite an Referenten und Diskussionen dem Auftrag des Jungen BKU gerecht, künftigen katholische Führungskräften Austausch und Vernetzung anzubieten, um sie zur Erfüllung ihrer unternehmerischen und sozialen Pflichten zu befähigen.

Bericht: Marco Fetke
Bild: Norman Gebauer

Link zu den Bildern von dem Festabend und der Jahrestagung des Jungen BKU

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