
Am Mittwoch, den 17.09.2025, hat uns Heinrich von Wulfen, der stellvertretende Vorsitzende der BKU DG Hamburg, zu einem Besuch des Medizinhistorischen Museums Hamburg auf dem UKE-Gelände eingeladen. 17 Teilnehmerinnen und Teilnehmer tauchten in die Geschichte der modernen Medizin ein.
Der Leiter des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin des UKE, Direktor Prof. Dr. Philipp Osten, begrüßte die Gruppe im größten Exponat des Museums: dem lichtdurchfluteten Sektionssaal. Dieser wurde aufwendig restauriert und befindet sich im Zustand von 1926. Mit seinen acht Sektionstischen ist er in der deutschen Museumslandschaft einzigartig. Prof. Osten betonte, dass das Museum die gesellschaftliche Dimension von Krankheit und Gesundheit veranschaulicht und zeigt, welche Gefahren die Gesundheit einer Großstadt bedrohen können.
Heinrich von Wulfen, seit 2016 ehrenamtliches Mitglied im Museumsteam des UKE, führte die Gäste anschließend durch die sieben Themenräume und durch die aktuelle Sonderausstellung.
Zunächst ging es um die frühe Rolle der Mikroskopie zur Erkennung von Strukturen und Funktionen lebendiger Materie – von der Entdeckung krankhafter Veränderungen unter dem Lichtmikroskop bis hin zur Entwicklung der Elektronenmikroskopie.
Anschließend wurden den Teilnehmenden Moulagen vorgestellt. Diese Wachsmodelle bilden Krankheitsmerkmale auf der Haut dreidimensional ab und zeigen, wie von 1880 bis 1950 Krankheiten dargestellt und therapiert wurden.
Der Raum „Technik und Medizin“ ist das Spezialgebiet von Heinrich von Wulfen. Hier bringt er seine berufliche Erfahrung ein: Beginnend mit einer historischen Röntgenröhre aus dem Jahr 1896 werden CT, MRT, Ultraschall und EEG vorgestellt – technische Innovationen, die das Verständnis von Lebensanfang und Lebensende grundlegend verändert haben. Besonders hervorgehoben wurde das in den 1980er-Jahren entwickelte Hamburger Projekt VOXEL-MAN, das die Simulation der Anatomie vor minimalinvasiven Eingriffen ermöglicht. Ein nostalgisches Highlight war das Pedoskop von Salamander, an das sich viele aus ihrer Kindheit erinnerten.
Über drei Räume hinweg wird zudem die Arbeits- und Lebenswelt verschiedener Berufsgruppen sowie der Patientinnen und Patienten im Krankenhaus gezeigt. Am Beispiel der Cholera wird dargestellt, wie Hamburg die Wasserversorgung verbesserte, Filteranlagen baute, Hygiene stärkte und Gesundheitskontrollen einführte. Gleichzeitig dient das Museum als Lehr- und Gedenkort: Es erinnert umfassend an die Opfer der Krankenmorde und Humanexperimente im Nationalsozialismus und beleuchtet die Rolle der Wissenschaften in Eugenik und Rassenideologie.
Das Erdgeschoss wird durch eine Ausstellung zur Entwicklung der medizinischen Ausbildung abgerundet. Besonders hervorgehoben wird dabei das Thema „Ärztin werden“ in Hamburg: Die durch die TV-Serie „Charité“ bekannt gewordene Ingeborg Rapoport (geb. Syllm), Begründerin der Neonatologie in der DDR, war Hamburgerin. 1938 wurde ihr die Promotion verweigert; im Alter von 102 Jahren holte sie diese nach und wurde damit zur ältesten Person weltweit, die ein Promotionsverfahren abschloss.
In der oberen Etage widmet sich eine aktuelle Sonderausstellung Lenins Tod. 1924 starb der Gründer der Sowjetunion, Wladimir Iljitsch Lenin, in Gorki bei Moskau. Unter den von der Regierung an sein Krankenbett gerufenen Ärzten befand sich auch der Hamburger Neurologe Max Nonne. Seine Aufzeichnungen stehen im Zentrum der Ausstellung, die einen vielschichtigen wissenschafts- und kulturhistorischen Bogen spannt – einschließlich Informationen über den Hamburger Kunsthistoriker Aby Warburg und die sowjetische Lenin-Trauerbriefmarke.
Am Ende waren sich alle einig: Die Geschichte der modernen Medizin wird in dem historischen und denkmalgeschützten Fritz-Schumacher-Haus eindrucksvoll erlebbar und geht weit über reine Denkmalpflege hinaus. Die farbliche Harmonie der Eingangshalle fand besondere Beachtung und bot den idealen Rahmen für ein Gruppenfoto.
Heinrich von Wulfen
Bild: Sonja von Wulfen