
„Perspektiven für Kooperation und Innovation“
Wie können Deutschland und Polen ihre wirtschaftliche Zusammenarbeit vertiefen? Welche Chancen ergeben sich aus einem stärkeren Austausch – nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich? Und wie lassen sich die Zivilgesellschaften beider Länder enger miteinander vernetzen?
Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt des 1. Deutsch-Polnischen Wirtschaftsgipfels Berlin, den der BKU Berlin-Brandenburg gemeinsam mit der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) am 12. Juni 2025 in der Akademie der KAS ausrichtete. Mehr als 100 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft – sowohl aus Deutschland als auch aus Polen – nahmen an der hochkarätig besetzten Veranstaltung teil.
Nach einer Begrüßung durch Richard Schütze (BKU Berlin-Brandenburg) und Dr. Joachim Klose (Landesbeauftragter für Berlin und Leiter des Politischen Bildungsforums Berlin der KAS) boten kurze Impulsvorträge vielfältige Einblicke in aktuelle Entwicklungen und Perspektiven der deutsch-polnischen Zusammenarbeit.
Thomas Bareiß (MdB) und ehemals Beauftragter der Bundesregierung für den Mittelstand, hob die Dynamik der Wirtschaftsbeziehungen seit der Wende hervor. Polen zählt inzwischen konstant zu den fünf wichtigsten Handelspartnern Deutschlands – ein eindrucksvoller Beleg für die wachsende Bedeutung des Nachbarlandes im Außenhandel.
Dr. Pawel Kuglarz, Dozent an der Jagiellonen-Universität Krakau und international tätiger Wirtschaftsanwalt, erinnerte daran, dass beide Länder in der Vergangenheit manche Chance ungenutzt ließen. Entscheidend sei künftig, sich verstärkt als gleichberechtigte Partner zu akzeptieren.
Dirk Westerheide, Unternehmer und Investor aus Potsdam, schilderte seine Erfahrungen im bilateralen Wirtschaftsumfeld. Er betonte, dass Deutschland und Polen einander mitunter als „verschiedene Welten“ erscheinen – etwa in Bezug auf Bürokratie, Leistungsbereitschaft und gesellschaftliche Dynamik.
Anita Baranowska-Koch, Vorsitzende der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin, knüpfte an das Vermächtnis des ehemaligen polnischen Außenministers Wladyslaw Bartoszewski an, der sich unermüdlich für die Aussöhnung der Nachbarländer nach dem Zweiten Weltkrieg eingesetzt hat. Den Abbau bestehender Animositäten in den Zivilgesellschaften bezeichnete sie als zentrale Voraussetzung für gemeinsames Wachstum.
In der anschließenden Paneldiskussion, moderiert von Richard Schütze und Jakob Heinen (BKU Berlin-Brandenburg), vertieften die Redner ihre Thesen. Ergänzt wurde das Podium durch Dr. Werner Molik, Hotelier an der deutsch-polnischen Grenze auf Usedom. Das lebhafte Interesse des Publikums an einer intensiveren Zusammenarbeit der Nachbarländer zeigte sich an den zahlreichen Wortmeldungen – die Zeit reichte bei weitem nicht aus, um alle Fragen zu beantworten.
Ein besonderer Höhepunkt war das Schlusswort von Jan Tombinski, Geschäftsträger a.i. der polnischen Botschaft in Berlin, der aktuelle Initiativen beider Länder auf Bundes- und Landesebene hervorhob. Ziel sei es, gemeinsam besser auf künftige Herausforderungen und Krisen vorbereitet zu sein.
Den Ausklang bildete ein Empfang im Garten der KAS, der den Gästen Gelegenheit zum persönlichen Austausch bot und zahlreiche neue Impulse für die deutsch-polnische Zusammenarbeit setzte.
„Die polnische Hymne sagt: ‚Noch ist Polen nicht verloren‘. Ich würde hinzufügen: ‚Mit Polen ist Deutschland nicht verloren‘“, so ein Resümée des Panels, das vielleicht auch für den gesamten Abend stehen kann.
Text: Jakob Heinen | Fotos: Norman Gebauer