Pater Sascha-Philipp Geißler SAC, seit Februar 2022 Generalvikar des Erzbistums Hamburg, war zu Besuch bei der BKU-Diözesangruppe. „Generalvikar im Erzbistum Hamburg – spannende Zeiten, spannende Aufgaben!“, war das Thema seines gut besuchten Vortrags.
Hansjochen Mütel und Hendrik Rabbow begrüßten den Generalvikar, der in Siegen geboren wurde. Nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann trat er 1998 in den Pallottinerorden ein und wurde 2006 zum Priester geweiht. Anschließend war er als Seelsorger in Olpe/Sauerland und Limburg tätig. Seine Berufung zum Generalvikar kam für ihn sehr überraschend, war er doch erst im Oktober 2020 vom bayerischen Friedberg - wo er als Wallfahrtsdirektor tätig war - in den hohen Norden übergesiedelt, um die Hamburger Pfarrei Seliger Johannes Prassek zu leiten.
Beim Start des Impulsvortrags berichtete Pater Geißler, dass ein großer Teil der operativen Unterstützung des Erzbischofs vom Verwaltungsdirektor übernommen werde, der alle Vollmachten im wirtschaftlichen Bereich habe. Der Verwaltungsdirektor, Alexander Becker, war im vergangenen Jahr bereits Gast bei der BKU-Diözesangruppe Hamburg.
Aufgabe des Generalvikars
Die Aufgabe des Generalvikars sei es, den Erzbischof in pastoral-strategischen Aufgaben zu unterstützen. Lediglich zehn Prozent der Einwohner Hamburgs sind Katholiken. Die Gesamtheit der Christen liegt unter 50 Prozent, Tendenz fallend. Geißler beschrieb die Möglichkeiten, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Seinem Impulsvortrag stellte er eine missionarische Botschaft an den Anfang voraus: „Wir verdanken unser Leben einem Schöpfer, der will, dass wir sind! Und es steht vor allem, dass wir einen Gott haben, der zu den Menschen kommt, um ihnen helfen, dass sie Heil erfahren.“
Die aktuelle Situation unserer Gesellschaft stellen sich so dar, dass vieles auseinanderdrifte. Es gebe allerdings einen gemeinsamen Kitt. Die Sendung sei von Anfang an ein Hauptanliegen der Katholiken gewesen. Dazu brauche ich aber neue Formen des Vernetzens. „Als Pallottiner haben wir die tiefe Überzeugung, dass alle Christen zusammengehören, gemeinsam Kirche sind. Jeder und jede hat von Gott eine eigene, persönliche Berufung erhalten – aber nur gemeinsam sind wir die Kirche Jesu Christi", betonte der Generalvikar. Schon der Ordensgründer Vinzenz Pallotti habe im 19. Jahrhundert neue Wege beschritten und seiner Gemeinschaft mit auf den Weg gegeben, einfallsreich und innovativ zu sein, wenn es um die Ehre Gottes und das Heil der Menschheit und des einzelnen Menschen gehe.
Gelebtes Christsein in kleinen Gemeinden
Pater Geißler zeigte sich beeindruckt von dem gelebten Christsein der kleinen katholischen Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern. Man müsse neue Arten des vernetzten Lebens für das ‚in der Kirche sein‘ finden. Das sei eine der spannenden Aufgaben in seinem Tätigkeitsbereich. Eine weitere Chance zur Modernisierung ist der Innovationsfonds, den der Generalvikar seit dem 1. Januar 2023 verwaltet. Hier stehen 500.000 Euro pro Jahr zur Verfügung. Mit diesen Mitteln sollen Leuchtfeuer in der Gesellschaft gesetzt werden und eine Seelsorge betrieben, die auch einmal „gegen den Strich denkt“. Hier kommt etwas in Bewegung. Aus Themen würden Prozesse, aus Lamentieren werde ein Tun.
Im Hinblick auf den Synodalen Weg müsse auch die Kirche in Hamburg eine Kirche des „aufeinander Hörens“ statt eine Kirche mit der Einstellung „wir wissen alles“, werden. In diesem Zusammenhang bedeutet Tradition, im Ursprung treu zu bleiben, und das, was der Kirche anvertraut sei, in die Zukunft zu tragen, wobei es gelte, möglichst viele Menschen mitzunehmen.
In Gesprächen werde oft das Heil im „Rückwärts“ gesucht: Früher sei alles besser gewesen, seien die Kirchen voll gewesen. Wenn man aber einmal genau hinschauen, erkenne man, dass der sonntägliche Kirchenbesuch oft ein Zwang, entweder aus der Familie oder aus der Gemeinde heraus gewesen sei.
Bodenhaftung behalten
Auch als Generalvikar möchte Pater Geißler seine Bodenhaftung behalten. Er lebt weiter in dem Gemeindehaus Seliger Johannes Prassek, und ist auch weiterhin als Pastor in der Gemeinde tätig, wo er, wenn es die Zeit erlaubt, auch weiterhin Gottesdienste hält. Der Generalvikar möchte den Bund Katholischer Unternehmer stärker mit dem Bistum vernetzen. Insoweit sah er den Gesprächsabend mit der Diözesangruppe als eine Art Kick-off.
Autor: Heinrich von Wulfen