Podiumsdiskussion zum Thema Gemeinschaft

„Gemeinschaft kann sooo schön sein“
Das war in wenigen Worten das Fazit der Podiumsdiskussion zum Thema „Was ist Gemeinschaft und wie gelingt sie?“ in der Kirche St. Andreas in der Aachener Soers. Musikalisch eingestimmt von dem jungen Aachener Geigenvirtuosen Iseon Kim und Prof Herbert Görtz diskutierten drei Podiumsteilnehmer aus ihren durchaus unterschiedlichen Blickwinkeln sehr angeregt über das Thema, das für Mitglieder einer Kirchengemeinde genauso sinnstiftend ist, wie für Orchestermusiker und Mitarbeiter in Unternehmen.

Rituale bringen eine Gemeinschaft ohne Kommunikation hervor
Anders als in St. Andreas spielen traditionelle Rituale, wie ein Gottesdienst jedoch nur noch eine geringe Rolle für die Gemeinschaft der Katholiken im Bistum Aachen. Weniger als 4 % der Kirchenmitglieder kommen laut Bistums-Statistik 2022 in die Gottesdienste. Ehlen zitierte dazu den deutschen Philosophen mit koreanischen Wurzeln Byung-Chul Han, der sagt, dass Rituale jene Werte und Ordnungen repräsentieren, die eine Gemeinschaft tragen. Sie bringen eine Gemeinschaft ohne Kommunikation hervor, während heute eine Kommunikation ohne Gemeinschaft vorherrsche. Rituale allein reichen jedoch heute nicht mehr aus für eine Gemeinschaft, meint Ehlen. Die sinkenden Zahlen der Gottesdienstbesucher zeigen das. Die Menschen brauchen auch Kommunikation. Aber Kommunikation ohne Gemeinschaft bietet keinen Halt, keine Orientierung, keine Geborgenheit. Jeder Mensch sehnt sich nach Gemeinschaft.
Musikalischer Einstieg nach der Begrüßung war eine Sonate von Telemann. Der junge Geigenvirtuose aus Aachen, Iseon Kim spielte sie Solo, also „einsam“, als Kontrapunkt zu „gemeinsam“.

Die Podiumsdiskussion eröffnete die Moderatorin Bettina Staubitz, bekannt aus der WDR-Fernsehsendung „Lokalzeit Aachen“ mit der Frage, was für die Teilnehmer das initiale Erlebnis war, bei dem Gemeinschaft als etwas Schönes erfahren haben. Für Andree Brüning, Mitinhaber der Unternehmensberatung anders.beraten und stellvertretender Vorsitzender des Bundes katholischer Unternehmer in Deutschland, war es eine Geschichte aus seiner Jugend im Sauerland, wo er nach einem Laubhüttenfest mit seinen Freunden noch im Biggesee schwimmen war und dort intensiv die Verbundenheit in dieser Freundesgemeinschaft gespürt hat. Für Pfarrer Eller, Pfarradministrator von Franziska von Aachen und zusätzlich verantwortlich für die Cityseelsorge, war es das Erleben der Familie mit sieben Geschwistern, für die die Mutter samstags Unmengen von „Eibrot“, gebacken hat.


Gemeinschaft kann aber auch nerven. Prof. Herbert Görtz, Dirigent und Direktor der Musikhochschule Aachen i.R. wusste vom Beginn einer Orchesterprobe zu berichten, in dem zu Probenbeginn gleich mehrere Geiger und andere Musiker fehlten. Das ganze Orchester musste warten und konnte erst mit deutlicher Verzögerung beginnen.

Wie kann Gemeinschaft gelingen?
Andree Brüning nannte Schlüsselelemente, die für das Gelingen einer Gemeinschaft wichtig sind: Gemeinsame Werte und Ziele, die von allen getragen werden und damit Verbundenheit schaffen, Vertrauen und Respekt untereinander, aber auch eine offene und konstruktive Kommunikation gehören dazu. Jeder sollte das Gefühl haben, dass sein Beitrag geschätzt wird, unabhängig von Hintergrund, Fähigkeiten oder Meinungen. Gemeinsame Aktivitäten und Rituale fördern den Zusammenhalt und stärken das Gemeinschaftsgefühl. Jedes Mitglied sollte Verantwortung für sein Verhalten in der Gemeinschaft übernehmen. Eigenverantwortung fördert ein harmonisches Miteinander und trägt zur Konfliktlösung bei. Und nicht zuletzt: Keine Angst vor neuem zu haben und den „Fremden“ willkommen heißen. Wenn man dafür offen ist, kann man sich das Fremde vertraut machen. Bei fremden und neuen Themen ist das genauso wichtig, wie bei neuen und zunächst fremden Kollegen. Brüning macht die Erfahrung, dass er immer wieder dann als Berater in ein Unternehmen gerufen wird, wenn einzelne dieser Elemente nicht funktionieren und die Gemeinschaft dadurch gestört ist.

Für Prof. Herbert Görtz muss eine Führungskraft „alle im Blick zu haben“. Jeder muss sich gesehen und wertgeschätzt fühlen. In einem Orchester oder in der Gemeinschaft einer Hochschule ist jeder wichtig. Das ist gerade bei Musikern nicht einfach, da erfolgreiche Musiker sehr eigenwillige Menschen sind, denen es nicht leichtfällt, sich in eine Gemeinschaft einzufügen.

Pfarrer Eller sagte, dass die gegenwärtige Strukturdiskussion im Bistum Aachen den Blick auf das speziell im örtlichen Gemeindeleben gelebte, gute Miteinander oft versperrt. Man darf auch Böses wie den Missbrauchsskandal auf keinen Fall klein reden, im Gegenteil, man muss das Versagen insbesondere vieler Kirchenoberen im Umgang damit thematisieren und alle müssen daraus lernen. Aber, wie gesagt, dabei darf das viele Gute, dass an der Basis der Kirche geleistet wird, nicht außer Acht gelassen werden.

„Man unterlasse das Murren“
Pfarrer Eller war am Anfang seines Berufslebens Mönch in einem Benediktinerkloster. Er zitierte aus dem damals und auch heute noch für ihn wichtigen Klosterregularium, der sogenannten „Regula Benedicti“. Hier sind Regeln für eine Gemeinschaft festgelegt, die nichts an Aktualität verloren haben. Beispiele: Es sollen alle zur Besprechung wichtiger Dinge einberufen werden, weil "der Herr oft einem Jüngerem offenbart, was das Bessere ist.“ Auch spricht Benedikt von gegenseitiger Achtung, vom Ertragen von körperlichen und charakterlichen Schwächen, gegenseitigem Gehorsam, gegenseitiges Wohl, brüderlicher Liebe und Gottesfurcht. Ganz wichtig ist zudem die Regel: „Dazu mahnen wir vor allem: Man unterlasse das Murren.“ Das heißt nicht, dass man nicht offen Missstände benennt und konstruktive Kritik übt. Was nicht geht, ist destruktive Kritik, die nur dazu dient, andere in der Gemeinschaft herabzusetzen.
Wunderbarer musikalischer Abschluss war das „gemeinsame“ Konzert des Geigenvirtuosen Iseon Kim zusammen mit Prof. Herbert Görtz an der frisch gestimmten Kirchenorgel mit einer Händel-Sonate.
Bei Brot und Wein gab es anschließend noch viele und anregende Diskussionen unter den Teilnehmern. Das Thema „Gemeinschaft“ hat gerade in der heutigen Zeit große Bedeutung, da waren sich alle einig.

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