Premiere der BKU-Abendgespräche: Plädoyer für ein neues Forschungsethos

Premiere der BKU-Abendgespräche: Plädoyer für ein neues Forschungsethos

In der Premiere der BKU-Abendgespräche am Dienstag, dem 23.04.2024, betonte Professor Dr. Dirk Lanzerath, Institutsleiter beim Deutschen Referenzzentrum für Ethik in den Biowissenschaften (DRZE) und Generalsekretär des EUREC Office - European Network of Research Ethics Committees, die dringende Notwendigkeit eines neuen Ethos in wissenschaftlicher wie privater Forschung und Innovation.

Professor Lanzerath hielt einen spannenden Impulsvortrag, in dem er für ein neues gesellschaftliche Verständnis von Forschung und Innovation plädierte. Er betonte die Bedeutung eines ethischen Rahmens sowohl in der akademischen als auch in der privaten Forschung. Dabei verwies Lanzerath unter anderem auf den Mechanismus des Access and Benefit-Sharing (ABS), der sicherstellt, dass diejenigen, deren genetische Ressourcen erforscht werden, auch in angemessenem Umfang an den Ergebnissen partizipieren.

Lanzerath forderte ein breiteres Verständnis von Forschungsethik, das nicht nur den Schutz von Forschungsteilnehmern umfasst, sondern auch den Respekt vor Gesellschaften anderer Kulturen, Ökosystemen und dem kulturellen Erbe betont. Er hob die zunehmende Verantwortung von Ethikkommissionen hervor, sowohl in der Beratung der Forscher als auch im Schutz der Gesellschaft vor potenziellen Risiken der Forschung.

Lanzerath plädiert für ökologisch, sozial und wirtschaftlich ganzheitliche Lösungen

Wissenschaftler und Unternehmer könnten, so Lanzerath, nicht einfach ihre Verantwortung an die Gesellschaft delegieren. „Wir müssen schauen, wie wir Verantwortlichkeiten aufteilen, aber auch wieder zusammenführen.“ Dieses Verantwortungsbewusstsein sei für das Selbstverständnis als Forscher oder Unternehmer, aber auch für den Gemeinsinn der Gesellschaft von Bedeutung.

Besonders unterstrich Lanzerath die wachsende Rolle der Gesellschaft als Testlaboratorium – gerade mit Blick auf immer neue, selten in ihren Auswirkungen auf den Menschen vollständig erforschte technologische Innovationen. „In der Digitalisierung gibt es Konflikte zwischen Gemeinwohl und individuellen Interessen.“ Das gelte genauso für den wissenschaftlichen wie den kommerziellen Sektor.

Je mehr Innovationen aus akademischen Laboren in Richtung der Gesellschaft expandierten, umso weniger griffen momentan effektive Regelungen. Hier brauche es neue Ideen und Verfahrensweisen.

Lanzerath forderte abschließend – unter Berufung auf Papst Franziskus' Enzyklika „Laudato si“ – dazu auf, ganzheitliche Lösungen zu suchen, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte integrieren. Besonders in einer stark auseinanderdriftenden Gesellschaft seien die Zusammenhänge stärker in den Blick zu nehmen.

Lebhafte Diskussion über Bioethik und Forschung in Zeiten geopolitischer Spannungen

Die Veranstaltung endete mit einer lebhaften Diskussion, moderiert von Daniel Trutwin, dem stellvertretenden Bundesvorsitzenden des BKU. Lanzerath ging darin auf wichtige Aspekte der Bioethik ein, indem er für eine ausgewogene und gewissensgeleitete Herangehensweise an Fragen des Lebensanfangs, -endes und der Embryonenforschung plädierte. Er betonte die Wahrung von Würde und Personalität und den Wert des Lebensschutzes.

Gleichsam erachtet Lanzerath in Beratungs- und Unterstützungsmaßnahmen für Frauen, die eine Abtreibung vornehmen möchten, eine Notwendigkeit. Generell dürften Embryonen aber nicht zur Ware erklärt werden – und auch eine Sterbehilfe, die das Sterben leichtnimmt, dürfe nicht zur Selbstverständlichkeit werden. Genauso dürfe aber auch nicht jede medizinische Maßnahme um ihrer selbst willen ausgeführt werden.

Mit Blick auf Forscher aus Autokratien oder Ländern, die andere politische Systeme und Menschenrechtsvorstellungen haben, betonte Lanzerath die Notwendigkeit, im Dialog zu bleiben. Er rückte die Bedeutung einer kontinuierlichen und kleinteiligen internationalen Zusammenarbeit in den Vordergrund – auch wenn diese bisweilen mit Herausforderungen und Enttäuschungen verbunden sei.

Die BKU-Abendgespräche sind ein neues, monatlich online via Zoom stattfindendes Live-Format, in dem sich Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft zu relevanten Themen positionieren. Die Teilnehmer der Abendgespräche haben dabei immer die Möglichkeit, mit den Experten in die Diskussion zu treten.

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