Das handwerk Stabilisiert die Wirtschaft

Wie geht es dem deutschen Handwerk? „Mit breiter Brust kann ich erklären: hervorragend. Die Auftragsbücher sind voll, der Umsatz auf Rekordniveau. Wir erwarten im laufenden Jahr einen Konjunkturzuwachs von vier Prozent, während die Restwirtschaft wohl ein Nullwachstum verzeichnen wird. Das Handwerk ist der Stabilisator der deutschen Wirtschaft.“

Hans Peter Wollseifer ZdH, Foto: Andreas Röchter (Zeitungsverlag Aachen)

Goldener Boden

Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, brachte es im Rahmen des Kambacher VIP-Talks auf den Punkt: „Selten war der Boden des Handwerks so golden wie heute.“ So weit, so gut. Doch die Überschrift der 19. Auflage der einmal im Quartal im Kinzweiler Haus Kambach stattfindenden Gesprächsrunde lautete „Das deutsche Handwerk – fit für die Zukunft?“ Und in dieser Hinsicht äußerte sich Hans Peter Wollseifer zurückhaltender.

Keine Krise herbeireden

Die Worte Krise und Rezession machten die Runde. „Tatsache ist, dass bei unseren Zulieferern erste Konjunkturdellen zu beobachten sind“, sagte der Unternehmer, der seit 2014 das Amt des ZDH-Präsidenten bekleidet. „Weltweite Handelskonflikte und der drohende No-Deal-Brexit treffen auf eine Exportnation“, erklärte der 64-Jährige die derzeit vorhandene „gedämpfte Stimmung“. Doch es sei in keinster Weise sinnvoll, eine Krise herbeizureden und mit gesenktem Kopf herumzulaufen. Stattdessen richtete der gelernte Maler und Lackierer einen Appell an die Politik, alles zu tun, um Konjunktur und Wirtschaft zu stärken.

„Die Menschen erwarten Taten und Lösungen. Vor allem in Ostdeutschland verlieren die Bürger zunehmend den Glauben an die Politik“, sieht Hans Peter Wollseifer auch gesellschaftspolitische Herausforderungen, die es beherzt anzupacken gelte. Deutschland dürfe seinen Wohlstand nicht verspielen, weil es sich auf den Erfolgen der Vergangenheit ausruhe und deshalb Gefahr laufe, den Anschluss an die Märkte der Zukunft zu verlieren. Kein verantwortlich handelnder Mensch könne die Bedeutung des Klimaschutzes bestreiten. Doch ein Schritt in die richtige Richtung sei keinesfalls die Erhebung einer CO2-Steuer, sondern die Ausweitung des Emissionshandels.

Fachkräftemangel als Bedrohung

Eine echte Bedrohung für das Handwerk und damit den Wohlstand des Landes stelle aber der eklatante Fachkräftemangel dar. „Offiziell wird von 160.000 fehlenden Fachkräften gesprochen, wir gehen aber von 250.000 aus. Zudem verzeichnen wir jährlich rund 20.000 unbesetzte Ausbildungsplätze“, nannte der ZDH-Präsident Zahlen. Dies führe dazu, dass zahlreiche Betriebe ihr Potenzial nicht ausschöpfen könnten und immer mehr Kunden immer längere Wartezeiten hinnehmen müssten.

Den Hauptgrund dieser Entwicklung sieht Hans Peter Wollseifer in einem „bildungspolitischen Irrweg“, dessen Mantra laute, dass nur das Abitur etwas wert sei. „Wir akzeptieren in diesem Land aber keine Mauern mehr, auch nicht zwischen beruflicher und akademischer Ausbildung.“ Ein Meister sei genauso viel wert wie ein Master. „Wir benötigen eine Kultur der gegenseitigen Anerkennung.“

Mit rund 130 Ausbildungsberufen sei das Handwerk vielfältig und vielschichtig. Ohne das Handwerk sei eine Zukunft nicht vorstellbar, blickte der gebürtige Hürther nach vorne. Darüber hinaus gelte es, die Betriebe nicht mit immer mehr Bürokratie zu be- und überlasten. Ideen seien vorhanden, wie die von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier vorgestellte Mittelstandsstrategie zeige, doch das Bürokratieentlastungsgesetz sei „das Papier nicht wert, auf dem es geschrieben steht“, lautete die Kritik des ZDH-Präsidenten, der die Politiker aufforderte, den Betrieben etwas zuzutrauen, statt ihnen zu misstrauen. „Noch sind wir gut aufgestellt. Aber es brennt uns einiges auf den Nägeln und es gibt viel zu tun“, so Wollseifer. (ran)
Andreas Röchter (Zeitungsverlag Aachen)


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